Oktober:

So eine Geschichte ist mir noch nicht passiert!

Vor 5 Wochen rief mich eine Frau an, die ein Böckchen bei mir kaufen wollte. Auf Nachfrage erzählte sie mir, dass sie bereits ein junges Weibchen hat von einem Hinterhof-Vermehrter und jetzt auch mal Babys haben wollte, da das Weibchen schon seit längerem alleine sitzt und ihrer kleinen Tochter gehört. Sie wollte das Böckchen auch nur zum verpaaren leihen.

Sowas unterstütze ich natürlich keinesfalls und nach über einer Stunde Telefonat habe ich sie dann davon überzeugen können, dass ein Kastrat die richtige Entscheidung ist. 

Sie will das mit ihrer Familie absprechen und sich dann wieder melden. 

Ein paar Tage später schreibt sie mir, dass ihre Tochter einverstanden ist, aber unbedingt ein Shelti in weiß p.e. möchte. Damit kann ich zur Zeit nicht dienen, da diese Farbe auch sehr beliebt ist. Ich biete ihr meinen Deimos an. Er ist ein Merino in lilac-weiß p.e. mit nur einem kleinen Farbfeld lilac um das Auge herum. Sie will es wieder mit ihrem Kind absprechen.

Dann kommt die Nachricht, dass sie ihn nehmen will. (Inzwischen ist schon eine Woche vergangen seit ihrem ersten Anruf)

Ich frage wann sie Zeit hat und wie wir es mit der Vergesellschaftung machen wollen. Dann führt sie mir aus, dass sie erst nach weiteren 4 Wochen Zeit hat. (Sie wohnt nur 60km weit weg von mir und ist auch mobil). Ich bekniee sie ihr armes Weibchen nicht so lange alleine zu lassen und biete ihr an, dass ich auch wochentags abends zu ihr kommen kann, wenn sie mir das Benzingeld erstattet. Es kommt über eine Woche keine Rückmeldung mehr.

Dann doch plötzlich eine Nachricht dass es in 2 Wochen passen würde. Inzwischen habe ich den massiven Eindruck, dass ihr das Wohl der Meeris ziemlich egal ist und ich sage ihr ab.

Daraufhin ruft sie mich am nächsten Tag an und redet mit Engelszungen auf mich ein, dass sie sich schon so sehr auf den Deimos freuen würden und vor allem ihre kleine Tochter schwer enttäuscht wäre. Sie wären auch bereit sich jetzt mit allem nach mir zu richten, aber ich soll doch unbedingt heute Abend noch vorbei kommen und den Deimos bringen. (es ist Samstag)

Ich sage zu und mache mich abends zusammen mit meiner Tochter auf den Weg. Dort sind nur Vater und Tochter und ich beginne mit meiner Arbeit (Beratung und Vergesellschaftung).

Es kommt wie es kommen musste, das Weibchen ist derartig aggressiv, dass eine Vergesellschaftung mit dem dominanten Deimos fast unmöglich ist. Ich habe vorsichtshalber noch den Quantum mitgenommen. Er ist ebenfalls ein Merino Kastrat, aber vom Charakter unterwürfig. Ich probiere ihn nach Absprache mit dem Vater aus und die Vergesellschaftung klappt auf Anhieb deutlich besser. Das Weibchen beruhigt sich langsam und beide fressen. Inzwischen ist auch die Mutter nach Hause gekommen. Ich zeigte also noch einmal, dass die Vergesellschaftung mit Deimos keine gute Idee ist. Sie ist unzufrieden, beteuert aber, dass das die Entscheidung ihrer Tochter ist. Ihre Tochter ist sehr angetan vom Quantum und als ich sie fragte welcher ihr besser gefiel, klebt ihr Blick sofort auf Quantum. Also war alles soweit in Ordnung und auch die Mutter stimmt explizit zu und wir machten das Übergabeprotokoll fertig. Ich merkte, dass die Mutter immer noch unzufrieden war und versuchte ihr klar zu machen, dass die Meeris ihr gesamtes Leben miteinander verbringen müssen und daher der Quantum wirklich die beste Wahl ist.

Insgesamt hat mich das den gesamten Samstag Abend gekostet. Aber ich war halbwegs zufrieden. 

Am Montag darauf bekomme ich einen Anruf von der Mutter, dass Quantum weg muss. Ich frage nach was los ist und ob die Vergesellschaftung nicht geklappt hat. Doch es ist alles in Ordnung und auch die Tochter macht keine Probleme, aber sie selbst fühlt sich überrumpelt und übergangen und deswegen muß ich Quantum zurück nehmen. Klar nehme ich ihn zurück, aber ich mache sie deutlich darauf aufmerksam, dass ihr armes Weibchen dann wieder alleine sitzt. Daraufhin kommt die Antwort, dass sich dafür schon eine Lösung finden wird. (Sie hat noch kein anderes Meeri in Aussicht)

Am nächsten Tag übergibt sie mir Quantum auf dem Aldi Parkplatz in Heiligenstadt. Sie hatte ihn sich einfach nur unter die Jacke gestopft und er ist total panisch. Ich setze ihn in die Transportbox. 

Dann hält sie länger als nötig meine Hand und schaut mir intensiv in die Augen, sie wäre mir sehr dankbar und würde sich wieder melden, wenn sie Probleme mit den Meeris hat. Ich kann soviel Dreistigkeit nicht fassen und sage ihr, dass sie das nicht mehr braucht. Daraufhin nimmt sie ihr Geld und verschwindet sehr schnell.

Was gibt es denn nur für Menschen!? Was sie auch ihrer Tochter damit antut (von den Meerschweinchen mal ganz abgesehen) war ihr völlig egal und meine Zeit steht anscheinend auch kostenlos für jedermann zur Verfügung.. 

Ich habe am 22.02.19 24 Meeris aus einer Zuchtauflösung als Nottiere aufgenommen. Teilweise sind sie in einem recht schlechten Zustand. Einige stammen aus meiner Zucht und aus der meiner Zuchtpartnerin.

 

April: Die Notmeeris sind inzwischen wieder fit und freuen sich auf ein tolles neues Zuhause.

 

28.05.2019: alle vermittelbaren Notmeeris sind ausgezogen. Einige Tiere sind zu alt und zu krank um sie guten Gewissens an neue Besitzer abzugeben.